Der Herbst ist da und draußen ist es nass und kalt: Das ist das Lieblingswetter von Erkältungs- und Durchfallviren. Auffällig ist, dass es in dieser Zeit sehr häufig zu Infektionen mit Rotaviren kommt – eine Erkrankung, die für unsere älteren und intensivpflegebedürftigen Klienten schnell sehr gefährlich werden kann. Erfahren Sie an dieser Stelle, wie Sie sich und unsere Klienten besser schützen können.
Rotaviren sind die häufigste Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenteritis). Nach einer überstandenen Infektion lässt sich i. d. R. eine Immunität nachweisen, die jedoch nicht dauerhaft ist. Bei Erwachsenen tritt meist ein milder Verlauf als Reisediarrhö auf. Bei Personen über 60 Jahren nimmt die Erkrankungshäufigkeit um 35% zu. Seit Januar 2001 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für Rotavirusinfektionen. Sie war 2008 mit 77.490 Erkrankungsfällen die zweithäufigste meldepflichtige Erkrankung. Präventiv wird seit Juli 2013 die routinemäßige Rotavirus-Impfung bei Säuglingen unter 6 Monate von der STIKO empfohlen (Schluckimpfung mit einem oralen Lebendimpfstoff). Um den fäkal-oralen Übertragungsweg zu unterbrechen, ist eine konsequente Händehygiene nötig.
Hauptreservoir für Rotaviren ist der Mensch, sie sind aber auch bei Haus- und Nutztieren gefunden worden. Sie werden fäkal-oral, also durch Schmierinfektion, aber auch durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel übertragen. Das Virus ist sehr leicht übertragbar, bereits wenige Viruspartikel reichen aus, um ein Infektion auszulösen. Rotaviren sind äußerst umweltresistente Viren, die selbst im eingetrockneten Stuhl über mehrere Tage ansteckend bleiben. Im Wasser überleben sie mehrere Wochen. Das Virus bleibt auf kontaminierten Oberflächen oder Händen lange infektionstüchtig. Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 3 Tage. Eine Ansteckungsfähigkeit besteht während des akuten Krankheitsstadiums und solange das Virus mit dem Stuhl ausgeschieden wird. In der Regel erfolgt eine Virusausscheidung nicht länger als 8 Tage, in Einzelfällen (z. B. Frühgeborene, Immungeschwächte) wurden wesentlich längere Virusausscheidungen beobachtet.
Die Symptomatik reicht von unkomplizierten Infektionen, die sich durch eine leichte Diarrhöen bemerkbar machen, bis hin zu schweren Erkrankungen. Die Erkrankung beginnt akut mit wässrigen Durchfällen und Erbrechen. Im Stuhl findet man oft Schleimbeimengungen. Fieber und abdominelle Schmerzen können auftreten. In mehr als der Hälfte der Fälle sind unspezifische respiratorische Symptome, wie Husten und Schnupfen zu beobachten. Kompliziert sind die Erkrankungen, in deren Verlauf es – durch die gesteigerte Ausscheidung von Flüssigkeit – zur Dehydratation kommt. Diese kann, wenn nicht rechtzeitig adäquat behandelt wird, zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.
Eine antivirale Therapie – also eine Behandlung durch die gezielte Gabe von Medikamenten – existiert nicht. Der Körper hilft sich hier selbst und versucht, durch den einhergehenden Durchfall, die Krankheiterreger auszuscheiden. Dabei gehen dem Körper auch sehr viele Elektrolyte (z. B. wichtige Salze und Mineralstoffe) und vor allem viel notwendige Flüssigkeit verloren. In der Regel ist daher die Gabe von ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyten ausreichend. Die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung ergibt sich dann, wenn sich der Gesundheitszustand gravierend verschlechtert und eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr erforderlich ist.
Das Wichtigste, um die Übertragung der ansteckenden Erreger zu unterbinden, ist eine konsequente und richtige Händehygiene. Das bedeutet eine strikte Händehygiene mit ausreichend wirksamen Händedesinfektionsmitteln (z. B. Sterillium virugard®) während der Akutphase und weitere 2 Wochen nach Abklingen der Symptome. Bei pflegerischen Maßnahmen gehören Schutzkittel, Mund-/Nasen-Schutz und Handschuhe zum Standardrepertoire. Sofern dies praktisch umsetzbar ist, sollte eine Isolierung in einem Zimmer mit eigenem WC angestrebt werden. Die klientennahen Flächen, häufigen Handkontaktflächen sowie Toiletten und Waschbecken müssen engmaschig desinfizierend gereinigt werden. Die Pflegeutensilien dürfen nur personenbezogen verwendet werden. Bei einer Versorgung in größeren Wohneinheiten sollte die Wäsche als infektiöse Wäsche in einem geschlossenen Wäschesack transportiert und mit Desinfektionswaschmittel bei mind. 70°C gewaschen werden. Auch gut zu wissen, das Geschirr sollte im eigenen Apartment oder im gemeinschaftlichen Geschirrspüler möglichst heiß abgespült werden.
Damit die Klienten und deren Angehörige die Vorsorgemaßnahmen nachvollziehen und unterstützen können, müssen diese zu den eingeleiteten Schutzmaßnahmen nachvollziehbar beraten werden.
27.10.2016 | NvE, SMö